Die hohen Löhne in der Schweiz sollen durch «flankierenden Massnahmen» geschützt, und letztere dürfen auf keinen Fall auf dem Altar des Rahmenabkommens geopfert werden. Da sind sich ungefähr alle einig. Doch diese europaweit einmalig üppigen Löhne führen ja auch zu den europaweit einmalig hohen Preisen. Kürzlich reklamierte ich in meiner Buchhandlung wegen eines Buchpreises, der den Europreis um 40 Prozent überstieg. Man antwortete mir, in Deutschland würde eine Buchhändlerin in der Stunde € 10.- verdienen, in der Schweiz Fr. 28.-! Vor einigen Wochen in Berlin: ein Glas Wein € 6.-. Aber natürlich zwei Dezi! Das führt dazu, dass die Schweizer und Schweizerinnen immer mehr ennet der Grenze einkaufen, oder im Internet. Dass Firmen ihre Produktion nach Rumänien verlagern und dann die billigen Produkte reimportieren. Warum nicht die billigen Arbeitskräfte importieren? Nein!!! Das geht gar nicht!!! Auch die rumänischen Zuwanderer sollen von unseren hohen Löhnen profitieren.
Um was es wirklich geht, ist, den Schweizern ihren hohen Lebensstandard zu garantieren, nicht die hohen Löhne. Und diese hohen Realeinkommen sind ja durch die hohe Produktivität auch gerechtfertigt. Wenn nun aber Löhne und Preise gleichmässig sänken, dann würde niemand etwas verlieren, und die Exportwirtschaft würde massiv konkurrenzfähiger. Eigentlich müsste dies dank offener Märkte längst geschehen sein. Die Märkte sind aber nicht offen: Ausländische Anbieter verlangen in der Schweiz höhere Preise, und die höheren Löhne werden eben durch die flankierenden Massnahmen geschützt. Wir schneiden uns ins eigene Fleisch.
Parallel sinkende Löhne und Preise in die Tat umzusetzen, ist wohl nicht ganz einfach – man denke etwa nur an die Schulden. Was aber erstaunt, ist, dass es dazu noch nicht mal eine Diskussion gibt, dass sich kein Ökonom und keine Ökonomin dieses Themas annimmt. Wer steigt in den Ring?
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